„bel vedere“ in Schinkels Pomonatempel

Vor dem Kamin des Pomonatempels steht eine Stahlskulptur mit vier wechselnden Gesichtern, die in Potsdam oft zu findende antike Polyhymnia. Im Barock falsch interpretiert als Deidameia, Frau des Helden Achilles, wurde sie von Friedrich dem Großen aus einer berühmten französischen Sammlung angekauft und im eigens errichteten Antikentempel aufgestellt. Kopien davon schmückten u.a. die Eremitage im Neuen Garten und das Palais Lichtenau . Es gab einen Skandal, als das Original  für das Musée Napoléon nach Paris entführt wurde. Die zurückgekehrten Kunstschätze sollten ins Museum, der beauftragte Christian Daniel Rauch entwarf einen zeitgenössisch klassizistischen Kopf. So steht die Muse noch heute auf der Berliner Museumsinsel. Wie gern würde man sie vergleichen, auch  mit dem inzwischen aufgefundenen Originalkopf, den vor 2200 Jahren Philiskos schuf. Also habe ich den Torso mit einem riesigen Sägeblatt versehen, mit dem man nun einstellen kann, wer die schönste Ergänzung des antiken Fundes ist. Als vierten Vorschlag habe ich meine persönliche Muse hinzugefügt, der Sängerin (und Bildhauerin) PJ Harvey, deren Musik das Werk bei der Entstehung begleitete.

Die Nischen bieten Platz für ein Vasenpaar.Von KPM Berlin erhielt ich ein zwei 60 cm hohe Vasen nach einem Entwurf von Enzo Mari. Die leicht konischen Vasen werden mit minimalisten Füßen verschraubt, wenn sie fertig bearbeitet sind, vorher konnte ich sie leichter bearbeiten. Vasenmalerei in meiner Technik zeitgenössisch zu fassen, war eine aufregende Herausforderung. Ich habe mich auf den Ort bezogen.

Als Karl Friedrich Schinkel 1800 dieses Tempelchen entwirft, ist er gerade 19 Jahre alt. Er ist Student der neugegründeten  Berliner Bauakademie. Er betreut die Bauaufträge seines verstorbenen Freundes und Lehrmeisters Friedrich Gilly. So schön sich das liest, es muss ein schlimmes Jahr für ihn gewesen sein: im März verlor er die Mutter, im Sommer verstarb der von ihm verehrte Friedrich Gilly mit erst 27 Jahren. Gilly war Vorreiter des damals so genannten „Griechischen Stils“ in Berlin, der Schinkel begeistert. Im Hause Gilly traf sich die „Privatgesellschaft“ von Architekten, zu der Schinkel auch seine Entwürfe zur Diskussion stellen durfte. Hier wurde nach dem langen „Friederizianischem Rococo“ das entwickelt, was später Klassizismus heißen wird.“Spreeathen“. Gilly kannte die neuen französischen Architekten, man orientierte sich an den drei Prachtbänden „The Antiques von Athens“ von Stuart und Revett. Gleich auf den ersten Seiten muss sich Schinkel verliebt haben: sein Erstling ähnelt einer Ansicht des Erechtheions.  K.F. Schinkel arbeitet zZ. des Pomonatempel-Entwurfs für auch an Entwürfen für Gefäße – „Einfachste Form mit wenig Dekoration, deren Vorbild vor allen die neuen archäologischen Ausgrabungen zu Tage gefördert haben“. Ich denke, so hätte ihm das gefallen.

Das Bild „König, Kaiser und Ikone“ zeigt die hier tonangebenden historischen Persönlichkeiten, die Pfingstberg-Namensgeberin Luise  und ihre Söhne. 

Friedrich Wilhelm  IV.  hat die Anlage durch seine Italienreise inspiriert entwickelt. Der kleine Junge in der Mitte erreicht im Gegensatz zu seinen begabteren Verwandten gesund ein hohes Alter, Kaiser Wilhelm I. In dem antiken Goldrahmen wirkt das Bild wie eine akademische Lasurmalerei, ist aber tatsächlich mit der Airbush-Technik entstanden.