Tor – unvollendet

Das faszinierende unvollendete Monumental-Tor des Staatsbildhauers Surab Zereteli nahe Tiflis wurde das Startbild der Reihe „Gated Communities„. Besser als im eigenen Land konnte ich hier die veränderte Rolle von Kunst in den Systemen verstehen, die Auswahl der Zeichen. Das war mal etwas sehr handfestes auf dem schwankenden Boden anno 1989.

Im Juli war ich zum „Studentensommer“ in Georgien eingeladen. Das Camp für über hundert Studenten aus den sozialistischen Bruderländern lag im abchasischen Bürgerkriegsgebiet nahe Sochumi am Schwarzen Meer. Trotz der Hochsommerhitze durften wir nur ein einziges Mal darin und auch nicht wie geplant auf die Felder, um den berühmten „Grusinischen Tee“ zu pflücken. Der Konflikt zwischen Abchasen und Georgien flammte gerade heiß auf. Im Wirrwarr der postsowjetischen Unabhängigkeitsbewegungen wurden wir Studenten zu „unserer Sicherheit und weil wir die idealen Geiseln wären“ interniert und haben in einer Fabrikhalle Teeverpackungen geklebt. Obwohl zum Morgenappell neben den täglichen Todesopfern auch von gesprengten Eisenbahnverbindungen die Rede war, reisten wir nach zwei Wochen plangemäß nach Tiflis zurück. Die georgischen Komsomolzen haben es geschafft, in der von Massen-Demonstrationen erschütterten Hauptstadt ein Kulturprogram zu organisieren – durch beeindruckende Klöster und das übertriebene Zeretelidenkmal zur „Geschichte Georgiens“ .

Zeretweli – Gate , Leinwand, 80 x 60 cm, 1999