„provokant“ im Potsdam Museum

Eröffnungsausstellung des Potsdam Museums 2012 Dr. Jutta Götzmann in  „FRIEDRICH UND POTSDAM“  „Die Potsdamer Künstlerin Julia Theek wählt die Airbrush-Technik als Ausdrucksmittel  der Streetart, um eine zeitgemäße Übersetzung für Themen in der preußischen Kunst und Kulturgeschichte zu finden. Mit ihrer Arbeit „provokant“ erinnert sie an den britischen Bombenangriff des 14. April 1945, durch den das […]

Eröffnungsausstellung des Potsdam Museums 2012

„provokant“ Lack auf patiniertem Stahl, 1m², 2011

Dr. Jutta Götzmann in  „FRIEDRICH UND POTSDAM“  „Die Potsdamer Künstlerin Julia Theek wählt die Airbrush-Technik als Ausdrucksmittel  der Streetart, um eine zeitgemäße Übersetzung für Themen in der preußischen Kunst und Kulturgeschichte zu finden. Mit ihrer Arbeit „provokant“ erinnert sie an den britischen Bombenangriff des 14. April 1945, durch den das Stadtschloss und die angrenzenden friderizianischen Bauten des alten Marktes stark beschädigt wurden. In ihrer Arbeit verbindet Theek bewusst unterschiedliche Zeitebenen miteinander: So ist der Abriss des Theaterflügels, der ebenso wie der gesamte Schlossabriss auf die Entscheidung des damaligen Staats- und Parteichefs Walter Ulbricht von 1959 zurückzuführen ist, durch den Wiederaufbau des Fortunaportals überblendet, mit dem 2001 die Diskussion um den historischen Wiederaufbau entfacht wurde.
In der Darstellung des Stadtschlosses griff Julia Theek auf Ruinenbilder ihres Großvaters Paul August zurück. Als zweite Quelle nahm sie Messbilder des Alten Marktes zu Verifizierung hinzu. Mit besonderer Aufmerksamkeit bedachte Julia Theek Minerva, die ehemalige Giebelfigur des Stadtschlosses, die zugleich auch ein Lieblingssymbol Friderichs II. war. Sie ist nicht nur die Göttin der Weisheit und der schönen Künste, sondern auch der taktischen Kriegskunst, was Theek eindrücklich mit der am unteren Bildrand tickenden Uhr veranschaulicht. Sie setzt diese als Verweis auf die V2 ein, die bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam.“     Dr. Jutta Götzmann

im Bestand des Potsdam – Museums

Luise – Neuer Bilderbogen
Malplatten, Stahlrahmen, 76 x 160 cm, 2008

Ganz in der Tradition der illustrierten Blätter, schematisch wie ein Bilderbogen im Nacheinander zeigen sich drei Ansichten von Königin Luise. Zu sehen ist zuerst die romantische Achzehnjährige, schwärmend liebende und geliebte Märchenprinzessin. Mai in Potsdam, wenige Monate nach der Hochzeit, von ihr beschrieben als die glücklichsten Tag ihres Lebens. Dann der Blick von Frankreich aus, dort wurde sie in den Gazetten als kriegstreiberische Amazone gezeichnet. Was auch immer tatsächlich beim tête-à-tête mit Napoleon geschah – dieser schrieb an Josephine, dass sie keinen Grund zur Eifersucht zu haben brauche, auch wenn die preußische Königin sehr charmant sei, käme es ihn teuer zu stehen, galant zu sein. Und schließlich die politisch gereifte Luise im Königsberger Exil, im Jahr vor ihrem Tod schon im goldenen Abglanz ihrer Verklärung, die Ikone der Befreiungskriege. Stilistisch ist das funktionell in Stahl gerahmte 76 x 160 cm große Bild ein update des traditionellen Bilderbogens. Das Sujet wird reduziert auf wenige Farbschichten, gesprüht direkt aus der “Kanne“ – Farbdosen, entwickelt die für streetart, Alltagskunst von heute. Authentizität hat die Abstraktion durch die tatsächlichen Gesichtszüge der Porträtierten. Die Künstlerin orientierte sich an der Totenmaske, die bei allen Abstrichen – Veränderung des Gesichts im Liegen und durch die Krankheit – doch die Relation von Augen, Nase, Mund und Wangenknochen verifiziert. Nach all der im letzten Jahr diskutierten Frage nach Luises Aussehen – war sie blond? Brünett? Warum ähneln sich die Porträts so wenig untereinander? – hat sich dieser Luisen-Bilderbogen an das belastbarste zeitgenössische Abbild gehalten. Und wer wäre der Königin zu Lebzeiten je so nahe gekommen, jedes feinste Härchen hat sich im Wachsabdruck erhalten. Luise – neuer Bilderbogen Die gebürtige Potsdamerin Julia Theek übersprang die Luisenrezeption des 20. Jahrhunderts, von der es heißt, ihre Anhänger hätten ihr mehr geschadet, als ihre Gegner. Aufgewachsen in der DDR, wo man sich politisch gefiltert dem preußischen Erbe näherte, erarbeitete sie sich das Thema unbefangen.
F. Sehmsdorf, Kunstkontor